Archiv der Kategorie: Dr. Michael Wendler

Leitbild unserer Praxis

Ordination Dr. Maria Wendler
und Dr. Michael Wendler

OrdinationsfensterDiese Ordination und sein Team sieht sich der ganzheitlichen Betreuung der um Rat suchenden Patientinnen und Patienten verpflichtet, und zwar in einem umfassenden bio-psycho-sozialen Kontext, soweit dies uns unter den vorgegebenen Strukturen und Rahmenbedingungen einer kassenärztlichen Niederlassung möglich ist.

Dies beinhaltet auch die Weitergabe dieses Leitbildes an alle neuen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie besonders die Berücksichtigung dieser Grundsätze bei der Lehre von Studierenden, der Ausbildung von Turnusärzten sowie hospitierenden Ärztinnen.

Bei der Umsetzung dieses Leitbildes sind alle Mitarbeitenden eingeladen, ihre Kreativität einzusetzen und aufgefordert, aktiv an der Gestaltung der Struktur, der internen Prozesse, der Kommunikation nach innen und nach außen in dieser Ordination mitzuwirken. Regelmäßige Teambesprechungen, ein zunehmend komplexeres Fehlermanagement und kontinuierlich verbesserte Qualitätsarbeit über die Vorgaben der ÖQMed hinaus sollen dazu beitragen.

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Das Profil der Praxis Dr. Wendler

Meine Ordination im Praxisalltag, vor kurzem dargestellt in einem Interview, das Dr. Matthias Berner von der JAMÖ (Junge Allgemeinmedizin Österreich) mit mir, dem Praxisleiter geführt hat.

 

Dr. Matthias Berner (JAMÖ): Lieber Michael! Gerne würden wir ein wenig über deine Tätigkeit und deine Praxis erfahren.
Wie lange bist Du schon in Andritz als Hausarzt tätig?

Dr. Michael Wendler (M.W.): Ich bin jetzt seit 36 Jahren in der Einzelpraxis tätig, viele Patienten sind mit mir mitgewachsen und mit mir alt geworden. Die Arbeit ist immer noch spannend, aber die Bürokratie hat sich im Gegensatz zur Zeit mit Krankenscheinen vervielfacht.

JAMÖ: Welche Menschen versorgst Du vor allem?

M.W.: Wir sind allmählich eine geriatrische Schwerpunktpraxis geworden und haben einen überproportionaler Anteil von PatientInnen über 65, für mich erstaunlich viele schon über 90 Jahre. Viele faktisch alleinstehend und mit eingeschränkter Mobilität.

JAMÖ: Gibt es besondere Probleme mit diesem spezifischen Patientengut?

M.W.: Es ist eine sehr visitenintensive Betreuung,  in vielen Fällen in Kontakt mit 24-h-Betreuerinnen aus dem Ausland, die durch mangelnde Sprachkenntnisse oft schwierig zu führen sind und es dann zum Fehlen wichtiger Informationen für die Behandlung der chronischen Krankheiten und deren akuten Verschlechterungen führt.

Und oft ist der Betreuungsaufwand hoch, da aus verschiedenen Gründen eine Spitalseinweisung nicht zielführend, kontraproduktiv oder nachhaltig traumatisierend sein könnte. Ich bin fast tagtäglich mit aufwändigen pflegerischen Fragestellungen befasst. Unsere Praxis ist dann sozialmedizinische Drehscheibe in einem selbst aufgebauten Netzwerk, da dafür geforderte Strukturen nicht funktionieren, wie Entlassungsmanagement, Sozialarbeit.

JAMÖ: In Hinblick auf die Hausbesuche, wie ist die Struktur deines Einzugsgebietes?

M.W.: Eigentlich ist schon die halbe Praxis am Land und wir betreuen zahlreiche Patienten in den Umlandgemeinden Stattegg und Weinitzen, Visiten führen mich bis auf die Leber, Steingraben und Rinnegg am Fuß des Schöckl-Massivs. Da wird man schon auch in den Randzeiten hinausgeholt oder an freien Tagen benötigt. Das muss man mögen, belohnt einen aber auch mit schönen Eindrücken der Landschaft und Natur mit Blick auf Graz fern des Alltagstrubels bei jedem Wetter und bei jeder Jahreszeit, inklusive im Winter die Ketten anlegen.

JAMÖ: Wenn man das so hört, wie schätzt Du die Unterstützung Deiner Vertragspartner und der Institutionen ein?

M.W.: Hier dürfte ich gar nicht antworten! Aber gerade Honorarlimite bei allen Positionen, die in der geriatrischen Betreuung hilfreich wären, zum Beispiel hausärztlicher Koordinationszuschlag oder aufwändige Visite, und ein Visitenhonorar von 34,- Euro sprechen eine eigene Sprache und sind bereits selbstredend die Antwort. Die von Politikern in letzter Zeit so hochgelobte Covid-Impfberatung beim Hausarzt, die oft bis zu einer halben Stunde dauert, ist unbezahlt – aber angeblich soll sich das ja einmal ändern.

JAMÖ: Wie konntest Du in diese Praxis die Lehre integrieren?

M.W.: Die Lehre war immer die Würze im typisch österreichischen Einarztsystem. Hätte ich nicht seit 30 Jahren den Kontakt mit jungen Medizinern in meine Praxis gehabt, wäre ich vielleicht schon längst abgestumpft und als demotivierter Hausarzt an der andauernden Überlastungsgrenze oder in einer Resignationsstimmung, die einen hindern kann, mit den raschen Entwicklungen unseres Faches mitzuhalten.

JAMÖ: Du sprichst von Deinem „Fach“. In Österreich gibt es keinen Facharzt für Allgemeinmedizin. Wie stehst Du dazu?

M.W.: Wissenschaftliche Analysen und medizinische Studien zeigen eindeutig, dass Haus- und Familienärzte ihre eigenen, speziellen Kompetenzen haben müssen und eine Methodik anwenden müssen, die sich von anderen Fächern unterscheidet. Nach wie vor sind diese fachspezifischen Inhalte in der Ausbildung kaum vorhanden; in den Lehrspitälern können sie nicht vermittelt werden, und Kollegen, die aus einem Spezialfach in die Allgemeinpraxis gehen, sind damit oft schlichtweg überfordert. Wir sind ein spezielles Fach mit hoch komplexen Anforderungen.

JAMÖ: Du gehst bald in Pension. Was würdest Du Dir für diesen Standort in Zukunft wünschen?

M.W.: Ich wünsche meinen vielen treuen und bemühten Patienten, dass Sie einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin bekommen, die ihnen an dem Standort weiter diese Komplexe wohnortnahe und sozialmedizinische Betreuung bieten wollen und können, und bereit ist, die niederschwellige Betreuung vor Ort – also auch zu Hause bei den Patienten – fortzuführen. Letzten Endes sind auch Hausbesuche eine wesentliche Kernkompetenz unserer Arbeit, und meine Patienten werden sich das auch von meiner Nachfolge erwarten. Es soll eine Generationenpraxis in Versorgung und Lehre bleiben und eine Netzwerkdrehscheibe für unseren Bezirk.

Dr. Matthias Berner (JAMÖ): Lieber Michael! Danke für Deine Zeit und die Einblicke, die Du uns gewährt hast.

Dr. Michael Wendler: Gerne.

Seit 1992 Lehre in der Praxis

Erfahrungen, Hinweise
und einige nützliche Tipps

Mein Weg zum Lehrpraxisleiter

Seit nunmehr 28 Jahren führe ich eine Kassenpraxis für Allgemeinmedizin am Rand einer Großstadt. Ab dem Jahr 1992 bin ich auch Inhaber einer Lehrpraxis, seither sind 30 TurnusärtInnen und Turnusärzte bei mir in Ausbildung gewesen, jeweils für einen Zeitraum zwischen 3 und 10 Monaten. Motivation, diese Zusatzarbeit auf mich zu nehmen, war meine eigene Lehrpraxiszeit am Land, die, da sie mitten im Turnus möglich war, meine Ausbildungsziele wesentlich veränderte und somit neben den unerwarteten Erfahrungen auch dazu beigetragen hat, im Spital meine Weiterbildung endlich auf die Erfordernisse meines später geplanten Berufes als Hausarzt zu gestalten. Dies wollte ich nachkommenden jüngeren KollegInnen unbedingt ermöglichen.

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